Ein Leben, das Spuren hinterlässt
Zum Tode des Firmengründers Rolf Völkle
Er war Unternehmer durch und durch, zielstrebig, technisch kompetent und dabei verantwortungsbewusst in seiner Aufgabe als Arbeitgeber. Am 18. Oktober 2017 ist Rolf Völkle, Unternehmerpersönlichkeit aus Loßburg und Gründer der Völkle Bürostühle GmbH, im Alter von 85 Jahren gestorben. Wer ihn kannte, schätzte seine verbindliche Art, sein Pflichtgefühl und seinen Sachverstand.
Wer Rolf Völkle privat näher kommen konnte, der wusste, wie sehr er sich für die Belange der Familie engagierte, die ihm immer alles bedeutet hat.
Schwäbischer Unternehmergeist und technische Leidenschaft
Und so war auch der Rückhalt in der Familie das Fundament dieser Erfolgsgeschichte eines typischen Selfmademan, der quasi aus dem Nichts 1964 in Loßburg anfing, Stück für Stück ein beachtliches Unternehmen aufzubauen. Da gab es kein Firmenerbe anzutreten noch sonstige unternehmerische Grundlagen, sondern nur den eigenen Ehrgeiz, Ideen und handwerkliches Know-how.
Als typisch schwäbisch kann man diesen unternehmerischen Werdegang bezeichnen, der im Wohnhaus im Bahnhofweg in Loßburg mit der Produktion von Zulieferteilen für die Möbelindustrie anfing. Hinter diesem Erfolg stand einerseits der persönliche Fleiß und die Ausdauer des Unternehmers. Andererseits wie so oft bei erfolgreichen Männern eine geschickte und kluge Ehefrau, die sowohl die 6-köpfige Familie managte als auch im Büro und im Unternehmen eine unersetzlich Kraft war.
Mit zahlreichen Patenten prägend für die Branche
Der echte Durchbruch für das Unternehmen kam 1980, als Rolf Völkle vollständig auf die Entwicklung und Fertigung eigener Bürostuhlprogramme setzte. Mit profunden Kenntnissen und Scharfsinn entwickelte er technische Verfahren, die ihm zahlreiche Patente einbrachten. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Kinderschreibtischstuhl Buggy, der nach wie vor als Vorbild gilt. Auch das Kunststofffußkreuz für Bürostühle geht auf seine Entwicklung zurück und ist weltweit längst zum millionenfach produzierten Standardprodukt geworden.
Dynamik in puncto Sitzen
Rolf Völkle hat in seinem Leben viel bewegt, auch, weil er sich selbst gern bewegt hat. Tägliches Bewegungstraining war für ihn Lebensqualität. Daher erscheint es logisch, dass der Fokus bei der Bürostuhlentwicklung schon von Beginn an auf die Stuhlergonomie und die Bewegung im Sitzen gerichtet war. In Zusammenarbeit mit dem Ergonomen und Wohnmediziner Prof. Dr. Dr. Karlheinz Nier entstanden in den folgenden Jahrzehnten Bürostuhlserien, die die Firma aus dem Schwarzwald zum international erfolgreichen Unternehmen werden ließen.
Architektonischer Ausdruck dieses Erfolges wurde das Unternehmensgebäude in Wittendorf, das im Rahmen eines Architektenwettbewerbs entworfen wurde und 1990 bezugsreif war. Auch das Markenzeichen ROVO, das für die Abkürzung des Namens von Rolf Völkle steht, stammt aus dieser Zeit.
Für seine unternehmerischen Leistungen wurde Rolf Völkle schon 1993 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. Ab dem Jahr 2002 war er Träger der Bürgermedaille von Loßburg in Gold.
Weichenstellung für die Zukunft
Vielleicht kam es für viele überraschend, als Rolf Völkle im Jahr 2004 die Unternehmensleitung an seinen Sohn übergab und sich aus dem operativen Geschäft zurückzog. Damit hat er aber seinen Weitblick bewiesen und im Sinne des Unternehmens klare Zuständigkeiten geschaffen. Die Geschicke des Unternehmens hat er natürlich weiterhin mit wachem Interesse verfolgt und so bis zuletzt die Entwicklung des jüngsten Produktes erlebt, des multifunktionalen Hockers ROVO SOLO, der in diesem Monat mit dem German Design Award 2018 ausgezeichnet worden ist.
Was sich nach ungebremster Erfolgsstory anhört, ist in Wahrheit das Ergebnis von Ausdauer und persönlichem Mut, den sich der Unternehmer und Mensch Rolf Völkle trotz persönlicher Rückschläge bewahren konnte. Aber vielleicht sind es gerade diese Dämpfer des Lebens, die dazu führen, den richtigen Weg zu finden.